Als Bezeichnung für einen Dienstträger in der Gemeinde begegnet uns das Wort ,,diàkonos" schon im Neuen Testament: Phil 1,1 und 1 Tim 3,8.12. Sie werden an diesen Stellen zusammen mit den Episkopen genannt (wie auch in der kurz vor der Wende zum zweiten Jahrhundert verfaßten Didache 15,1 f). Wie das Wort ,,episkopos" ist der Begriff der griechisch geprägten Umwelt der christlichen Gemeinden entnommen. Die beiden Dienste dürften darum wohl in den überwiegend heidenchristlichen Gemeinden verwurzelt sein.
Welche Funktion die Diakone in der Gemeinde wahrgenommen haben, ist aus dem Kontext nicht zu erschließen. In Apg 6,2.4 ist von einem ,,Dienst an den Tischen" beziehungsweise einem ,,Dienst am Wort" die Rede, woraus aber ebensowenig eine Funktionsbeschreibung des Diakons abzuleiten ist. Von ,,Diakonen" ist auch in den antiken Kultvereinen und in den vorderorientalischen religiösen Bruderschaften die Rede. Dort nehmen die Diakone organisatorische, soziale und liturgische Funktionen wahr. Insgesamt scheint die Aufgabe des Diakons im neutestamentlichen Bereich relativ offen und von den örtlichen Notwendigkeiten abhängig gewesen zu sein. Vergessen werden darf nicht, daß in Röm 16, 1 von einer Frau gesagt wird, daß sie ,,diàkonos" ist.
Im frühen zweiten Jahrhundert finden wir bei Ignatius von Antiochien einen dreigliedrigen Dienst in den Gemeinden vor: den episkopos, das presbyter und die diakonoi. Letztere werden eng mit dem Dienst Jesu in Verbindung gebracht. Vom dritten Jahrhundert an werden liturgische, katechetische, soziale und organisatorische Aufgaben der Diakone genannt. Der Diakon ist enger mit dem Bischof verbunden als das Presbyterium; er ist gleichsam sein verlängerter Arm. Vor allem vom vierten bis siebten Jahrhundert hatten die Archidiakone als Bevollmächtigte des Bischofs in Verwaltung und Armenfürsorge großes Gewicht.
Ebenso wie die Episkopen sollen die Diakone sein: achtbar, nicht doppelzüngig. nicht dem, WEIN ergeben. nicht gewinnsüchtig, sie sollen mit lauterer» Gewissen am Geheimnis des Glaubens festhalten. Auch sie soll man vorher prüfen und nur, wenn sie unbescholten sind, sollen sie ihren Dienst ausüben.
Die Frauen sollen ebenso achtbar sein, nicht verleumderisch, nüchtern vielmehr und verläßlich in allen Dingen. Die Diakone sollen nur mit einer Frau verheiratet sein und ihren Kindern und ihrem Hauswesen gut vorstehen. Denn wer seinen Dienst gut versieht, erlangt ein hohes Ansehen und eine große Zuversicht im Glauben an Jesus Christus.
1 Tim. 3,8-13
Wählt euch also Episkopen und Diakone, würdig des Herrn, sanftmütige Männer, nicht geldgierig, aufrichtig und geschätzt! Auch sie leisten euch den Dienst der Propheten und Lehrer. Achtet sie also nicht gering! Denn sie sind der Ehre wert unter euch zusammen mit den Propheten und Lehrern.
Didache 15.1 f
Seid bestrebt, alles in der Eintracht Gottes zu tun, wobei der Bischof den Vorsitz fiihrt an Gottes Stelle und die Presbyter an Stelle der Ratsversammlung der Apostel und die Diakone, die mir besonders lieb geworden sind. mit dem Dienst Jesu Christi betraut sind...
Ignatius von Aniochien an die Magnesier 6. 1
Eine gewisse Konkurrenz zwischen Diakonen und Presbytern ist nicht zu verkennen, was schließlich dazu führte, den Diakonat seit dem achten Jahrhundert zunehmend rein geistlich-liturgisch zu verstehen und nur noch als Durchgangsstufe zum Priesteramt zu betrachten.
Das Trienter Konzil hat zwar den Diakonat als eigenständiges Amt für Ehelose noch einmal erneuert, doch wurde dieser Beschluß nie in die Tat umgesetzt.
Erst das Zweite Vatikanische Konzil hat den Diakonat als eigenständigen Dienst wieder eingeführt und für verheiratete Männer geöffnet. Die Würzburger Synode hat sogar die Zulassung von Frauen zum Diakonat erbeten. Zunehmend gewinnt bei den Diakonen selbst, aber auch in der Kirche überhaupt jene Sicht des Ständigen Diakons die Oberhand, die ihn zuallererst als signifikante Gestalt für den diakonischen Auftrag der Gemeinde versteht. Das schließt katechetische und liturgische Aufgaben nicht aus, sondern ein. Es kann allerdings nicht übersehen werden, daß der gegenwärtige Priestermangel leicht dazu verführt, den Diakon stärker in die Rolle des Priesters zu drängen — ganz gewiß eine ungute Entwicklung.