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LuiRat wacht über Demokratie

Partizipation gehört im Antonia-Werr-Zentrum zu den Qualitätsgrundsätzen

Kloster Sankt Ludwig (POW) Er soll darüber wachen, dass demokratisch gefällte Entscheidungen eingehalten und umgesetzt werden und die Mädchen bei Entscheidungen über ihren Alltag mitreden können: Seit April 2009 gibt es im heilpädagogischen-therapeutischen Antonia-Werr-Zentrum im Kloster Sankt Ludwig bei Kolitzheim den sogenannten LuiRat. Dem demokratisch gewählten Gremium gehören elf Mädchen und sieben pädagogische Fachkräfte an, unter anderem die Gesamtleiterin Schwester Agnella Kestler von den Oberzeller Franziskanerinnen.

„Die Anfänge dieser Demokratiebewegung gehen bis ins Jahr 2004 zurück“, erläutert Schwester Agnella. Eine Arbeitsgruppe aus Erziehern und Heimleitung habe damals über die Einführung eines Heimrates diskutiert. Doch sie seien sich nicht sicher gewesen, ob die Mädchen nur ihre Rechte fordern und dabei vielleicht ihre Pflichten vernachlässigen würden. Drei Jahre später aber wurde die Partizipation, also die Beteiligung und Mitwirkung der Mädchen und jungen Frauen sowie deren Angehöriger in allen sie betreffenden Angelegenheiten, in die Qualitätsgrundsätze des Hauses aufgenommen. Im Frühjahr 2009 entwickelte sich daraus auf Vorschlag der Erzieherkonferenz ein Rat, in dem die Mädchen im Vordergrund stehen sollten. Die Erzieherinnen und Erzieher sandten fünf Vertreter in das neue Gremium, die Mädchen elf. Dazu waren mit Schwester Agnella und der Erziehungsleitung Anja Sauerer auch Vertreterinnen der Hausleitung eingebunden. Erster Tagesordnungspunkt wurde die Diskussion der UN-Kinderrechtskonvention. Der Deutsche Caritasverband hat für die 20 international anerkannten Kinderrechte eine Leitlinie entwickelt, die inzwischen in allen katholischen Jugendhilfeeinrichtungen in Deutschland zur Pflichtlektüre gehört.

Welche Menschenrechte den Mädchen am wichtigsten sind? Wahrscheinlich hängt die Antwort auf diese Frage eng mit ihren persönlichen Erfahrungen zusammen. Das Recht auf Privatsphäre, meint Jasmin. Das Recht auf Leben, auf Schutz vor Missbrauch, vor Entführung oder Drogen, meinen andere Mädchen „Das Recht auf Bekanntmachung der Rechte“, findet Natalie.

Die Themen des LuiRates mögen banal erscheinen, für die Mädchen jedoch bestimmen sie den Alltag. Welches Tor ist nachts wie lange offen, ab welchem Alter darf wo geraucht werden, welches Modell wird für die neue Schaukel gewählt, sind Tatoos erlaubt? An Themen haben sie nie Mangel, bestätigen die 16 Jährige Johanna und die ein Jahr ältere Jasmin. Die Mitglieder des LuiRats bekommen viele Bitten und Anfragen, die sie klären sollen. Wer in diesem Gremium sitzt – die Amtszeit ist theoretisch unbegrenzt – wird aber auch in die Pflicht genommen, bestätigen Schwester Agnella und Sauerer. Zur Sitzung einladen und diese moderieren, Protokoll schreiben, Zeit investieren, diskutieren und überzeugen lernen, Abstimmungen vorbereiten und die demokratisch entschiedenen Ergebnisse dann nach außen vertreten – auch wenn sie einem persönlich nicht gefallen. „Doch das gehört zur Demokratieerziehung“, sagt Schwester Agnella. Auch die pädagogischen Fachkräfte, die in Schulungen auf die neue Demokratie im Antonia-Werr Zentrum vorbereitet wurden, hätten dabei viel gelernt, erinnert sich die Gesamtleiterin.

(4810/1498; E-Mail voraus)

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