Würzburg (POW) Bei einem festlichen Pontifikalamt im überfüllten Würzburger Kiliansdom hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann den am Nikolaustag 2008 ernannten Weihbischof Ulrich Boom zum Bischof geweiht. Ihm zur Seite standen als Konkonsekratoren Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele und Weihbischof em. Helmut Bauer. Weitere 14 Bischöfe und Weihbischöfe legten Boom ebenfalls die Hände auf und sprachen das Weihegebet mit. „Fasse Mut und habe Vertrauen, dass Gott, der Dich beruft, immer mit Dir auf dem Weg ist“, legte Bischof Hofmann dem neuen Weihbischof nahe, der in den beiden Tagen zuvor von seiner bisherigen Wirkungsstätte Miltenberg nach Würzburg gepilgert war. Boom appellierte an die Gläubigen, einander Gnade, Liebe und Gemeinschaft zu geben. „Darin liegen letztendlich unsere Sehnsucht und ihre Erfüllung.“ Rund 2500 Menschen feierten die Weiheliturgie am Fest der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus, am Sonntagnachmittag, 25. Januar, im Kiliansdom mit.
Schon das von den Mitfeiernden aus voller Kehle gesungene Eingangslied „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ drückte die große Freude dieses Tages aus. Die beiden Priester Monsignore Heinrich Schlereth und Kaplan Stefan Michelberger, die Boom als Pfarrer von Miltenberg unterstützt hatten, geleiteten den ernannten Weihbischof in den Dom. Danach bat Michelberger Bischof Hofmann zu Beginn der Feier um die Weihe ihres früheren Pfarrers. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand verlas daraufhin die deutsche Übersetzung der päpstlichen Ernennungsurkunde. „Benedikt, Bischof, Diener der Diener Gottes, entbietet dem geliebten Sohn Ulrich Boom aus dem Klerus der Diözese Würzburg, bisher Pfarrer in der Stadt Miltenberg und ernannter Auxiliarbischof dieses Bistums und zugleich designierter Titularbischof von Suletto, Gruß und Apostolischen Segen.“ Weiter heißt es in der Urkunde des Papstes: „Daher ernennen wir Dich, geliebter Sohn, mit unserer höchsten Apostolischen Vollmacht zum Weihbischof in Würzburg und zugleich zum Titularbischof von Suletto, da Wir Dich für die Ausübung dieses Amtes aufgrund Deiner Begabungen und Deiner Erfahrung in kirchlichen Angelegenheiten für geeignet halten. (…) Wirke darauf hin, geliebter Sohn, dass Du die Dir übertragene Aufgabe in enger Verbindung mit dem geschätzten Bischof von Würzburg ausübst und dabei einzig auf Gott vertraust.“ Die Menschen im Dom stimmten dem Schreiben des Papstes zu mit den Worten: „Dank sei Gott, dem Herrn“.
In seiner Predigt ging Bischof Hofmann auf die Bekehrung des Apostels Paulus und auf die Worte des Wahlspruchs Booms aus dem Zweiten Korintherbrief des heiligen Paulus ein: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ In diesem einen Satz strahle das Zentrum des Glaubens, das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes auf. Eine der wichtigsten Aufgaben des Bischofs sei es, den Menschen zu vermitteln, dass Christen in der Taufe schon in die neue Dimension des ewigen Lebens hinein geboren seien. Viele Menschen wüssten heute nicht, was es heiße, erlöst zu sein. Dabei ziele die Menschwerdung Gottes auf die Befreiung aus dieser tödlichen Situation. „Der Tod hat durch Christi Auferstehung letztlich seinen lähmenden Schrecken verloren“, betonte Bischof Hofmann.
Seither sei die Liebe Gottes neuer Maßstab für das menschliche Denken und Handeln. „Diese Liebe ist unser Lebenselexier, bricht sie doch die selbst gezogenen Grenzen zwischen Rassen, Religionen und Ständen auf. Die aus der Ebenbildlichkeit Gottes begründete Menschenwürde ist gerade heute hoch aktuell und drängt zur Umsetzung in unserem Leben durch die gelebte Liebe. Sie ist und bleibt die Antwort auf die uns zuvor geschenkte Liebe Gottes“, sagte der Bischof. Zwar gebe es auch heute die Abgründe menschlichen Lebens, aber eben auch die erstaunlichen Möglichkeiten zum Guten. Viele Frauen und Männer im Laufe der Kirchengeschichte bezeugten dies bis heute, so auch der Namenspatron des neuen Weihbischofs: der heilige Bischof Ulrich von Augsburg. Gemeinschaft mit Gott und untereinander schaffe der Heilige Geist. „Der Heilige Geist spendet jegliches Leben, erneuert, richtet auf, schafft Freiheit, Einheit und Gemeinschaft.“
Schließlich erinnerte Bischof Hofmann an die große Verantwortung, die Christus selbst dem Bischof in der Weihe übertrage. Diese Aufgabe habe ein Bischof in aller Demut und Bescheidenheit auszuüben. Er werde nicht zu seiner eigenen Ehre gesalbt, sondern zum Dienst an den Menschen. In der Verantwortung vor Jesus Christus werde er in die Kreuzesnachfolge berufen, die nicht Theorie bleibe, sondern täglich eingefordert werde. In der Bischofsweihe werde Boom in den Leitungsdienst innerhalb der Nachfolge des Apostelkollegiums hinein genommen. „Unter dem einen Haupt, dem Bischof von Rom als dem Nachfolger des heiligen Petrus, geeint, soll das Bischofskollegium Einheit, Vielfalt und Universalität der Kirche darstellen“, betonte Bischof Hofmann. Die Verkündigung des Evangeliums nehme eine herausragende Stellung ein. Die Bischöfe hätten als authentische Lehrer die ganze Botschaft Christi zu verkünden – ob gelegen oder ungelegen. Sie sollten und dürften die Gläubigen durch die Sakramentenspendung heiligen. Mit der Fülle des Weihesakramentes ausgestattet, unterstehe jede Sakramentenspendung, insbesondere die Feier der Eucharistie, ihrer Leitung.
Nach der Predigt wurde mit dem Hymnus „Komm, Heil‘ger Geist, der Leben schafft“ der Heilige Geist angerufen, da Gott der Handelnde im Weihegeschehen ist. Danach stellte Bischof Hofmann neun Fragen an den Weihekandidaten. Dieser versprach mit seinen Antworten, der Nachfolge der Apostel bis in den Tod treu zu bleiben, das Evangelium treu zu verkünden, das Lehramt der Kirche auszufüllen und zu bewahren, in der Einheit mit dem Papst und den Bischöfen der Kirche zu dienen und dem Papst gegenüber gehorsam zu sein. Weiter versprach Boom, in der Einheit mit den Priestern und Diakonen dem Volk Gottes zu dienen, sich um die Armen und Notleidenden sowie um die verlorenen Gläubigen zu sorgen und das immerwährende Gebet zu pflegen.
Bei der Litanei mit Anrufung der Heiligen lag Boom als Zeichen der Demut und der Verfügbarkeit ausgestreckt am Boden. Danach weihten ihn Bischof Hofmann, Bischof em. Scheele und Weihbischof em. Bauer durch Handauflegung und Gebet zum Bischof. Alle weiteren anwesenden Bischöfe legen ebenfalls in Stille die Hände auf und machten so die Einheit des Episkopats der Kirche deutlich. Das Weihegebet sprachen alle Bischöfe. Sie baten dabei um die für das Bischofsamt notwendigen Gaben. Die Diakone Andreas Freund (Baunach) und Gerd Mergenthal (Miltenberg) hielten dabei das von Boom handgeschriebene Evangeliar über dessen Kopf.
Anschließend salbte Bischof Hofmann das Haupt des Geweihten, überreichte das Evangelienbuch, steckte Weihbischof Boom den Ring an, überreichte Bischofsstab und Brustkreuz und setzte Boom die Mitra auf. Schüler aus der elften Klasse des Johannes-Butzbach-Gymnasiums in Miltenberg brachten die bischöflichen Insignien zur Weihe. Zum Abschluss der Weihehandlung wünschten die Bischöfe dem Neugeweihten den Frieden und umarmten ihn. Der Gesang des Wahlspruchs des neuen Weihbischofs, „Gnade und Liebe und Gemeinschaft sei mit Euch allen“, und langanhaltender Applaus rundeten die Weihehandlung ab.
Eine weitere Besonderheit dieser außergewöhnlichen Feier erlebte die Festgemeinde zum Abschluss des knapp dreistündigen Gottesdienstes: Segnend zog der neue Weihbischof mit Stab und Mitra erstmals durch den Kiliansdom, während die Gläubigen das große Loblied „Te deum – Großer Gott, wir loben dich“ sangen. In seiner Schlussansprache dankte Weihbischof Boom Papst Benedikt XVI. und Bischof Hofmann dafür, „dass beide mir zutrauen, Hirte im Gottesvolk zu sein“. Der weitere Dank galt Weihbischof em. Bauer, Bischof em. Scheele, allen anwesenden Bischöfen, den Priestern, Diakonen und allen pastoralen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, besonders aber den Pfarrern. „Ohne euch stünde ich nicht hier und nur mit euch kann ich vertrauensvoll in die nächsten Jahre gehen“, sagte er zu den Pfarrern. Den Mitfeiernden im Dom legte Boom nahe, das hoffnungsvolle Bild der Weihefeier mitzunehmen: „Wo wir in unserem Leben am Boden liegen und aus eigener Kraft nichts vermögen, dass wir da den Himmel anrufen und mit Gottes Hilfe aufstehen können und dann die Wege gehen, die Gott von Ewigkeit her uns zugedacht hat.“ Was Gott den Menschen schenke – Gnade, Liebe und Gemeinschaft, sollten sie einander geben. „Darin liegen letztendlich unsere Sehnsucht und ihre Erfüllung. Wir gehen hinaus, vom Sonntag in den Werktag, vom Feiertag in den Alltag, um zu bezeugen, was uns zugesagt ist: Du bist geliebt und angenommen.“
Entsprechend einer alten Würzburger Tradition überreichte Boom dem weihenden Bischof Hofmann als Dank ein kleines Weinfass mit dem Wappen des Geweihten. Gefüllt ist es mit einem 2006er Miltenberger Steingrübler, Spätburgunder, aus dem Weingut Otto Knapp. „Für uns beide eine Menge, zu viel. Die Sorgen können nicht so groß werden, dass wir sie ertränken müssten. Gutes soll man miteinander teilen“, sagte Weihbischof Boom augenzwinkernd und fügte hinzu: „Dem vergangenen Dank: Ich sehe das Fässchen Wein als Zeichen für über acht schöne Jahre als Pfarrer in Miltenberg, aber auch für die Jahre zuvor. Dem kommenden Ja: Ein hoffnungsvolles Zeichen für die kommenden Jahre mit allen, die in unserem Bistum Würzburg gemeinsam Verantwortung tragen sollen. Es zeigt, dass allein nichts möglich ist.“
Zu den mitfeiernden Bischöfen zählten Erzbischof Dr. Reinhard Marx (München), Bischof Leonardo Steiner (Brasilien), die Weihbischöfe Dr. Stephan Ackermann (Trier), Karlheinz Diez (Fulda), Otto Georgens (Speyer), Josef Grünwald (Augsburg), Dr. Werner Guballa (Mainz), Reinhard Hauke (Erfurt), Johannes Kapp (Fulda), Reinhard Pappenberger (Regensburg), Gerhard Pieschl (Limburg), Werner Radspieler (Bamberg), Thomas Maria Renz (Rottenburg-Stuttgart) und Heinrich Timmerevers (Vechta/Münster) sowie der Abt von Münsterschwarzach, Michael Reepen. An der Spitze der Politiker stand Landtagspräsidentin Barbara Stamm, gefolgt von Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Staatsminister a. D. Eberhard Sinner. Das Würzburger Domkapitel, Dekane und deren Stellvertreter, Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten, Vertreter der Männer- und Frauenorden, Repräsentanten anderer Konfessionen, Vorstände des Diözesanrats und des Deutschen Katechetenvereins feierten den Gottesdienst ebenso mit wie Verwandte und Freunde des neuen Weihbischofs sowie Vertreter der Pfarreien, in denen Boom tätig war. Eine große Abordnung war eigens aus Booms Heimatort Alstätte im Münsterland angereist. Rund 30 Verbände, Organisationen und Studentenverbindungen waren mit Fahnenabordnungen vertreten.
Über TV Touring, Bibel TV und die Internetseite www.bistum-wuerzburg.tv übertrug die Fernsehredaktion der Diözese die Feier live. Musikalisch gestalteten Domchor, Bläserensemble, der Baritonsolist Uwe Schenker-Primus und die Domkantorin Judith Schnell unter Leitung von Domkapellmeister Professor Martin Berger die Feier. Die Orgel spielte Domorganist Professor Stefan Schmidt. Zur Aufführung kam die „Messe héroique“ von Henri Nibelle (1883-1966) aus dem Jahr 1951. Die Kollekte bei der Feier war für die Stiftung „Miteinander für das Leben“ bestimmt. Die Feier der Bischofsweihe klang aus mit einem Stehempfang im Mutterhaus der Erlöserschwestern in der Ebracher Gasse.
Bernhard Schweßinger (POW)
(0509/0122; E-Mail voraus)
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