„Wie komme ich aus dieser Nummer raus?“, erinnert sich Ulrich Boom an seine Reaktion, als Bischof Friedhelm Hofmann ihn seinerzeit angerufen hat, um ihm mitzuteilen, dass er für das Amt des Weihbischofs auserkoren wurde. „Eigentlich gar nicht“, war die Antwort des Bischofs. Er habe sich Bedenkzeit erbeten und schließlich einen Tag bekommen, um sich das ganze durch den Kopf gehen zu lassen, erzählt Boom.
Heute kann Boom auf fast 14 Jahre als Weihbischof zurückblicken und ist zufrieden mit seiner Entscheidung für das Amt. Dass hängt wohl auch mit einer seiner grundsätzlichen Einstellungen zusammen: „Ich habe alle Dinge des Lebens immer angenommen“, sagt er. Natürlich habe es immer mal Zeiten gegeben, in denen er sich gefragt habe „Warum hast du das eigentlich gemacht und warum hast du dazu ja gesagt?“. Aber dass es nicht nur Hoch-Zeiten gebe, sei ja normal, sagt er.
Pilgern ist ihm wichtig
Dennoch geht es immer weiter – wie beim Pilgern, das eine große Rolle für Boom spielt. So ist er 2009 von Miltenberg, wo er bis dahin Pfarrer war, zu seiner Bischofsweihe nach Würzburg gepilgert. Als Pfarrer von Miltenberg sorgte er im Übrigen 2006 bundesweit für Aufsehen, als er die Kirchenglocken gegen eine Kundgebung der rechtsextremen NPD läuten ließ. Eine Aktion, auf die er heute noch angesprochen wird. Zurück zum Pilgern: Auch Miltenberg hatte er im Jahr 2000 zu Fuß erreicht. Dorthin hatte er sich von seiner vorherigen Stelle in Frammersbach (Dekanat Main-Spessart) auf den Weg gemacht.
Sehr viel bedeutet ihm der Jakobsweg, erzählt Boom. Mehrmals hat er sich auf den Weg nach Santiago de Compostela gemacht „auf unterschiedliche Art und Weise und auf unterschiedlichen Wegen“. So war er zum Beispiel zu Fuß, aber auch mit dem Fahrrad unterwegs. Und in seinem Bischofswappen findet sich die Jakobsmuschel.
Maria Ehrenberg
Die Wallfahrt nach Maria Ehrenberg ist er ebenfalls schon mitgelaufen. Den Wallfahrtsort, der mitten im Truppenübungsplatz Wildflecken liegt, hat er sich als Treffpunkt für dieses Gespräch ausgesucht, weil es für ihn „so ein ganz sinnbildlicher Ort“ ist, denn „das ganze Leben kann manchmal so sein wie ein Truppenübungsplatz mit all den kleinen und großen Kriegen in der großen und in der kleinen Welt“. Die Mutter Gottes sei da eine gute Patronin, dass man das Vertrauen in Gott nicht verliere und die Ruhe behalte, erklärt Ulrich Boom.
Auch für die Kirche gab und gibt es viele Herausforderungen, sagt er. Die Dinge müssten neu organisiert werden, man müsse sich finanziell neu aufstellen, über Strukturen reden. „Und dabei diese Herausforderung, dass wir bei all dem, wo wir über Strukturen, Finanzen reden, nicht vergessen: Es gibt etwas Größeres“. Das Evangelium, dass die Menschen von Gott geliebt sind, müsse in die Welt hineingetragen werden, nicht die Finanzsorgen und Strukturfragen. Die Freude am Evangelium nicht zu verlieren, sei das Entscheidende.
Höhepunkte seiner Amtszeit
Neben Schwierigem gab es in seiner Amtszeit aber auch viel Positives: „Höhepunkte waren ganz bestimmt die vielen Firmungen“. Dabei habe er das Glück, dass er in der Regel immer junge und volle Kirchen erlebe – im Gegensatz zum Alltag in einer Pfarrei. „Ich habe genau das Umgekehrte und dafür bin ich sehr, sehr dankbar, das erlebt zu haben“, sagt er. Das große Engagement der Menschen, die ehrenamtlich und auf vielfältige Weise das Gemeindeleben tragen, hebt Boom ebenfalls als positives Erlebnis heraus.
Weiterer Höhepunkt war für ihn das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit, für das er seitens der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) verantwortlich war. Anlässlich dieses Jahres, das von Dezember 2015 bis November 2016 begangen wurde, habe er unter anderem Diözesen und Gemeinden besucht, aber auch die Eröffnung und den Schluss des Heiligen Jahres in Rom. Da habe man „ein Stück Weltkirche“ erleben können und gespürt, dass man nicht nur Kirche in den Gemeinden oder von Würzburg sei, sondern „in einem Verbund von vielen Menschen“, erklärt Boom.
Eine ruhigere Zeit in Würzburg
Dass man nicht allein in der Welt dastehe, zeigen auch die Partnerbistümer, fügt er hinzu. Der Weihbischof war in seiner Amtszeit in beiden Partnerbistümern der Diözese Würzburg – Mbinga in Tansania und Óbidos in Brasilien – zu Besuch. Angst, dass ihm nach dem Amtsende langweilig werden könnte, hat Ulrich Boom, der übrigens in Würzburg wohnen bleiben wird, keine. Es gebe genügend Dinge, die er machen könne – unter anderem Freunde und Verwandte besuchen. „Da freue ich mich darauf, dass ich das in einer ruhigeren Zeit angehen kann“, sagt er.
Außerdem wirft er die Frage auf, ob man wirklich von einem Amtsende sprechen könne? „Das kennen wir ja eigentlich nicht. Wenn einer zum Diakon, zum Priester oder zum Bischof geweiht wird, dann bleibt er das das ganze Leben lang.“ Es werde nur einfach ruhiger und er habe „nicht mehr so einen ambitionierten Kalender“. Aber: „Ich werde ja Bischof bleiben und der Dienst vor Gott und für die Menschen, der bleibt ja“.
Anja Behringer
Geburtstag und Verabschiedung von Weihbischof Ulrich Boom (Lebenslauf mit seinen wichtigsten Stationen in der aktuellen Ausgabe) werden am Sonntag, 25. September, um 16 Uhr in einer Vesper im Kiliansdom mit anschließendem Empfang begangen. Das Ökumenische Fernsehmagazin „Kirche in Bayern“ zeigt am selben Tag einen Beitrag zu ihm, der dann auch online bei der Fernsehredaktion des Bistums abrufbar ist.