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"Zeit haben, Zuhören, Brücken bauen"

10 Jahre Notfallseelsorge Aschaffenburg

„Meine erste Alarmierung war gleich ein Doppeleinsatz: zunächst musste ich einen LKW-Fahrer betreuen, der auf dem Betriebsgelände einen Kollegen überfahren hatte. Anschließend bin ich dann mit der Polizei noch zur Frau des Verstorbenen gefahren, einer Mutter von vier Kindern, um ihr die schreckliche Nachricht zu überbringen.“

Gemeindereferent Michael Siegfried ist die Betroffenheit auch sechs Jahre nach diesem Einsatz als Notfallseelsorger anzumerken. vergrößern Hilfe für die Seele: Notfallseelsorger Michael Siegfried auf dem Weg zu einem Einsatz. B. Vogt Überbringen von Todesnachrichten, Begleitung von Menschen nach angstmachenden oder verstörenden Erlebnissen, das gehört zum täglichen Brot des ökumenischen Dienstes, der jetzt im Bereich Stadt und Landkreis Aschaffenburg sein 10jähriges Jubiläum feiern kann. Siegfried, seit vier Jahren auch im Leitungsteam dieses Seelsorgebereichs, hat der emotional oft sehr bewegende Dienst nicht abgeschreckt. „Mich motiviert, für Menschen in Notsituationen da zu sein und ihnen mit oft ganz einfachen Mitteln weiter helfen zu können“, sagt der 39jährige, der wie die anderen 25 Mitarbeiter diese Aufgabe freiwillig neben seiner Tätigkeit in der Pastoral übernommen hat.
Etwa 45 Einsätze hat das Aschaffenburger System im Jahr. Ungefähr einmal in der Woche fährt also der diensthabende Notfallseelsorger zu Menschen, die plötzlich mit dem Tod oder einem anderen erschreckenden Erlebnis konfrontiert wurden. Alarmiert wird er über die Rettungskräfte, die sich in der Regel nur um die Verletzten, nicht aber um die nur seelisch betroffenen Menschen kümmern können. „Für die bringen wir Zeit mit, hören ihnen zu, versuchen, die nächsten Schritte zu klären“, erklärt der evangelische Pfarrer Christoph Schürmann, ebenfalls Mitglied im Leitungsteam der Notfallseelsorge, den Ablauf der Betreuung. Auf Wunsch bieten die Notfallseelsorger auch Trauer- und Abschiedrituale an, knüpfen Brücken zu anderen Hilfsdiensten, stellen sicher, dass die Menschen nicht alleine bleiben mit ihrer seelischen Not. „Laut Statistik sind wir meistens im innerhäuslichen Bereich tätig, wenn zum Beispiel die Angehörigen eines plötzlich verstorbenen Menschen betreut werden müssen“,“ so Schürmann zur den Einsatzfeldern. Größere Einsätze wie etwa nach der Bombenexplosion auf der A3 oder bei einer Messerstecherei mit Todesfolge führen zwar zu mehr Aufmerksamkeit in den Medien, gehören aber nicht zum Alltag der Arbeit.
Auslöser für die Einrichtung des Alarmierungssystems war die Erkenntnis, dass es durch den Wandel der Aufgaben der Seelsorger immer schwieriger wird, im Notfall vor Ort jemanden zu erreichen. Wenn früher für einen Menschen seelsorgerischen Beistand benötigt wurde, rief man ganz selbstverständlich den Pfarrer. Die immer vielfältigeren Aufgaben und die größer werdenden Seelsorgeeinheiten haben aber dazu geführt, dass das Seelsorgepersonal nicht so ohne weiteres zu erreichen ist. „Wir gewährleisten mit Hilfe unseres Dienstplanes und der modernen Technik die Erreichbarkeit von für Notfallsituationen geschulten Personal“, sagt Michael Siegfried. Unterstützt werden die Notfallseelsorger seit einiger Zeit auch durch ehrenamtliche Kräfte des Roten Kreuzes und der Malteser. Die übernehmen die Aufgaben vorwiegend an Wochenenden, wenn das kirchliche Personal anderweitig ausgelastet ist.
Das 10jährige Jubiläum feiern die Notfallseelsorger am Freitag, den 17. Oktober mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stiftsbasilika Aschaffenburg gemeinsam mit dem katholischen Beauftragten für die Notfallseelsorge der Diözese Würzburg, Dekan Thomas Kessler. Anschließend findet ein Empfang im Saal der Christuskirche statt.

Veröffentlicht: 10.10.2008                                                                                                                                                                                         Burkard Vogt